Am
Ostermontag,
dem 9. April 1928, fand die Grundsteinlegung zur Auferstehungskirche
statt. Vorgenommen wurde sie durch den damaligen Kreisdekan
Oberkirchenrat D. Prieser.
Zwei Jahre zuvor gab es schon die ersten
konkreten
Anfänge der Gemeindebildung unter Stadtvikar Helmut Heinrichsen. Er
versah Gottesdienste, hielt Bibelstunden ab und kümmerte sich
insbesondere um die Jugend. Im alten Schulhaus, wo jetzt ein
kommunales Jugendzentrum die Räumlichkeiten nutzt, fanden die ersten
Gottesdienste statt; und unter den Eisenbahnern in der
Schollenteichstraße, bis heute als »Kolonie« bezeichnet, traf man
sich schon 1928 zum Bibelkreis.

Ein Jahr nach der Grundsteinlegung, am 30. Juni 1929, erfolgte dann
die feierliche Einweihung des neu errichteten Gotteshauses. In
einem langen Festzug gingen die Moschendorfer Gemeindeglieder vom
alten Schulhaus zur Kirche. Gleich drei Musikkapellen begleiteten
sie. Und als nach der Schlüsselübergabe das Hauptportal geöffnet
wurde, hallten drei Kanonendonner vom Otterberg herüber.
Die
erste
Predigt in der neuen Kirche hielt Vikar Heinrichsen über Epheser 2,
Verse 19 bis 22: "So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge,
sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf
den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein
ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem
heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn
werdet auch ihr miterbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist."
Die Auferstehungskirchengemeinde gehörte anfangs zum achten
Seelsorgesprengel der Gesamtpfarrei Hof, der vom zweiten Stadtvikar
betreut wurde. Das hatte den Nachteil, dass die Seelsorger der
Gemeinde in rascher Folge wechselten. Zwölf verschiedene Vikare und
Pfarrer versahen zwischen 1926 und 1948 Dienst in der Gemeinde. Im
Zuge der Aufteilung der Gesamtpfarrei Hof in selbständige Pfarreien
wurde 1951 das exponierte Vikariat in die Pfarrei
Hof-Auferstehungskirche umgewandelt.
Das bedeutendste Ereignis in der Geschichte der Kirchengemeinde war
nach dem Zweiten Weltkrieg die Errichtung eines
großen
Flüchtlings- und Entlassungslagers für ehemalige Soldaten aus
russischer Kriegsgefangenschaft zwischen der Porzellanfabrik und der
Wunsiedler Straße. Die Unterkünfte beherbergten
zeitweise bis zu 4.500 Menschen. Im Jahr 1949 wurde daher ein
eigenes Lagerpfarramt eingerichtet, das gute Kontakte zur
Auferstehungs- gemeinde unterhielt. In einer kleinen Kapelle
des Lagers konnten eigene Gottesdienste abgehalten werden, und
gemeinsam mit der Stadtmission war man bemüht, die große Not zu
lindern.
Später kamen Sowjetzonenflüchtlinge und Spätaussiedler aus den
Ostgebieten hierher. Nach Auflösung des Lagers wurde 1961 ein
moderner Spinnereibetrieb auf dem damaligen Lagergelände errichtet.
Das Heimkehrerdenkmal an der Wunsiedler Straße erinnert aber noch an
das Schicksal derer, die schlimmen Zeiten entronnen waren und neue
Hoffnung suchten.

In den 60er und 70er Jahren hatte die Gemeinde ein großes Wachstum
zu verzeichnen. Industriebetriebe wurden errichtet und am Nord- und
Südhang des Otterbergs sowie in unmittelbarer Nähe der Kirche wurde
die Besiedelung vorangetrieben.
Aufgrund der steigenden Gemeindegliederzahl wurde eine Stelle für
eine hauptamtliche Gemeindehelferin geschaffen, die erstmalig 1963
besetzt wurde.
1965 folgte die Einrichtung eines Pfarrvikariats, so dass nun zwei
Geistliche den Dienst in der Gemeinde versahen. In den 90er Jahren
setzte dann ein kontinuierlicher Rückgang der Gemeindegliederzahl
ein, so dass 2006 das Pfarrvikariat in eine halbe Pfarrstelle mit
reduziertem Dienstauftrag umgewandelt wurde. Schon 2002 wurde die
1987 halbierte Gemeindereferentenstelle nicht mehr wiederbesetzt und
ersatzlos gestrichen.
Vor diesem Hintergrund erfolgte 2005 die Gründung eines
Gemeindeverbundes der Auferstehungskirche mit der Kirchengemeinde
St. Peter und Paul Döhlau. Beide Kirchengemeinden arbeiten seither
eng zusammen und stimmen ihre Arbeit aufeinander ab.
Auch das Kirchengebäude hat im Lauf dieser Zeit manche
Veränderungen erfahren. Ihr heute freundliches und
helles Erscheinungsbild verdankt die Auferstehungskirche einer
umfangreichen Innenrenovierung im Jahr 1995, bei der insbesondere
die Gasheizkörper und die dazwischen befindlichen Einzelbänke
entfernt wurden, das Gestühl eine Aufhellung erfuhr und die neue
Beleuchtung installiert wurde. Schon in den 60er Jahren hatte man
die sehr dunkel wirkende Holzverkleidung am Rand weggenommen.
Kunstgeschichtlich
ist die Auferstehungskirche schlicht gehalten. Die beiden
Leuchter und das Kreuz auf dem Altar sowie die
Taufkannen und die Taufschale sind Ausdruck zeitgenössischer
sakraler Kunstgestaltung. Sie wurden sämtlich von Professor Rudolf
Koch geschaffen. Das Altarkreuz ist aus Holz gefertigt und trägt an
seinen Enden Metallbeschläge mit den Namen der vier Evangelisten.
Das Innere der Auferstehungskirche ist auf den Altarraum
konzentriert. Dort sehen wir drei gotisch zugespitzte
Buntglasfenster, die mit der Geschichte von den Emmausjüngern von
der nachösterlichen Gemeindewirklichkeit erzählen. Denn wie damals
den Jüngern, so bleibt auch uns heute die Freude der Auferstehung
oftmals eigentümlich verdeckt. Sie muss in unserem Leben immer
wieder neu zum Leuchten gebracht werden, wie durch einen
Sonnenstrahl, der die Glasfenster mit hellem Licht durchflutet und
dabei unversehen die Geschichte der beiden Emmausjünger zu der
unseren macht.
Niedergeschlagen,
enttäuscht
und innerlich verwundet wandern die zwei Jünger Jesu am dritten Tag
nach der Kreuzigung von Jerusalem aus in das kleine Dorf Emmaus –
eine Wegstrecke von etwa zwei Stunden, wie er im Bericht davon
heißt (vgl. Lukasevangelium, Kapitel 24, Verse 13 bis 35). Von
Ostern wissen sie noch nichts. Sie blicken zurück auf die
Hinrichtung ihres Herrn und sehen sich mit der zerstörten Hoffnung
ihres Lebens konfrontiert. Der Weg der beiden ist schwer. Nur
zwei Stunden, dann sind sie da. Aber die Traurigkeit in ihren
Herzen
scheint endlos zu sein. Wie Umherirrende gehen sie ihren Weg. Ihren
Seelen ist die Heimat genommen und sie sind auf der Suche nach einer
festen Bleibe.
„Weißt du nicht, was in diesen Tagen in Jerusalem geschehen ist?“ so
fragen die beiden Jünger verwundert den fremden Wanderer, der sich
zu ihnen gesellt. Und dann klagen sie ihm ihr Leid. Doch nicht der
fremde Wanderer ist unwissend, sie selbst sind es. Inmitten ihrer
Not ist unerkannt der Auferstandene zu
ihnen getreten und führt sie behutsam auf einen neuen Weg zum Leben.
In der Herberge beim Brotbrechen, da erkennen sie ihn auf
einmal. Und dadurch wird seine Auferstehung auch für sie wirksam.
Nun machen sie sich wieder auf den Weg. Aber die Richtung hat sich
geändert und das Herz hat sich gewandelt. Jetzt strahlt Freude
in ihren Gesichtern auf und sie sind erfüllt von der Botschaft einer
untrüglichen Hoffnung.
Wie die Jünger damals, so sind auch wir unterwegs. Dabei ist uns die
Strecke von Jerusalem nach Emmaus mit all ihrer Last recht gut
vertraut. Heben wir den Blick und sehen wir auf unser dreigeteiltes
Altarbild, dann steht uns vor Augen, dass Gott gerade diesen
Weg
mitgeht.
Denn links ist der Auferstandene Christus zu sehen, wie er auf die
beiden Emmausjünger trifft. Rechts bricht er ihnen in der
Herberge das Brot. Und in der Mitte erhebt sich das himmlische
Jerusalem als Zielpunkt des Glaubens und der Auferstehungshoffnung.
Damit wird klar: Gott selbst tritt bis heute auf den
Lebensweg mutlos gewordener Wanderer. Er weiß um die Not seiner
Menschen und er hat längst schon für neue Hoffnung gesorgt. Denn
heute noch bricht uns der Auferstandene das Brot, wenn sein
Evangelium verkündet wird. Lebensbrot für Unterwegs teilt Gott dann
aus. Wer Jesus in diesem Brotbrechen erkennt, für den wird er der
Heiland seines Lebens. Das ist Heimat für die Seele und der
Wendepunkt all unserer Emmauswege.
An der Stirnseite der Empore ist über die gesamte Breite ein
Bild-Leporello angebracht, das Szenen aus dem Leben Jesu zeigt und
damit Gottes Eingreifen in unsere Welt und für uns Menschen
augenfällig werden lässt. Der Erzählbogen spannt sich von der Geburt
in Bethlehem bis zur Himmelfahrt Christi auf dem Ölberg. Dazwischen
ist Jesus zu erkennen, wie er seine Jünger auf einem Berg belehrt
und die Kinder zu sich ruft, um sie zu segnen. Es folgen die
Gefangennahme und in der Mitte des Bilderzyklus' die Kreuzigung auf
Golgatha. Die verfinsterte Sonne und der fast verdeckte Mond deuten
die Zeitenwende an, die hier geschieht. Denn mit der Auferstehung
beginnt eine neue Schöpfung. Die Erscheinung des Auferstandenen vor
Maria Magdalena bringt dies dann zum Ausdruck, bevor mit der
Himmelfahrt das Bildzeugnis der göttlichen Heilsgeschichte
abgeschlossen wird. Ein gemeinsamer landschaftlicher Hintergrund
verbindet dabei die einzelnen Szenen.
Annemarie Nägelsbach, die Künstlerin, hat die Bildcollage sehr
markant, aber auch mit viel Liebe zum Detail gestaltet. So sind
unter dem Kreuz die Würfel und der Würfelbecher zu sehen, mit denen
die römischen Soldaten das Los um das Gewand Jesu werfen. Oder es
erinnern Weinstöcke im Auferstehungsbild an die große Weinstockrede
Jesu beim Abschied von seinen Jüngern. Entlang der gesamten
Bildfolge hat die Künstlerin mahnend für die Gemeinde den Satz
geschrieben: „Selig sind die
Knechte, die der Herr, so er kommt wachend findet.“ Dieses Wort Jesu
aus dem 12. Kapitel des Lukasevangeliums ist damit der
Auferstehungsgemeinde ins Stammbuch geschrieben. Denn nur dort ist
Osterglaube auch lebendig, wo Christen wachsam sind und voller
Hoffnung der Wiederkunft ihres Herrn entgegengehen.
Die Taufschale zeigt in der Mitte die Geisttaube. Auf ihrem breiten
Rand ist über dem Christusmongramm in Großbuchstaben das paulinische
Auferstehungsevangelium aus dem 2. Korintherbrief, Kapitel 5, Vers
17, eingraviert:
„IST JEMAND IN CHRISTO SO IST ER EINE NEUE KREATUR + DAS ALTE IST
VERGANGEN + SIEHE / ES IST ALLES NEU GEWORDEN“.
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